Poesie in bunten Lettern
als Blickfang

von Barbara Hoven





Grelles Orange, leuchtendes Grün und intensives Blau treiben manchem Mühlheimer noch immer die Zornesröte ins Gesicht. Für andere sind die drei bunten Fassaden, die seit fast zweieinhalb Jahren im Markwald hervorstechen, willkommene Farbtupfer im Einheitsgrau des Betons. Stets schieden und scheiden sich die Geister an den Wohnbau-Wohnblocks in der Ulmenstraße 9, 15 und 17, und fest steht, dass die Farbgebung das Gesicht des Stadtteils verändert hat.

Die Innung Farbe, Gestaltung, Bautenschutz war so angetan von der Umgestaltung, dass sie „für die besonders gelungene Sanierung“ nun eine Auszeichnung vergeben hat: Den „Großen Fassadenpreis 2010 Rhein-Main“ in der Kategorie „Moderne Gestaltung“ nahmen kürzlich die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wohnbau als Eigentümerin der Immobilien und der ausführende Mühlheimer Malerbetrieb DaKa Kalenik Baudeco in Empfang.

„Ich rede gerne und oft mit Schrift“

Im Februar 2008 hatte die Wohnbau mit der Sanierung begonnen, die bis ins Jahr 2009 hinein lief. Als die Frage der Fassadengestaltung aufkam, holte Wohnbau-Architekt Roland Rau den Mühlheimer Künstler Hagen Bonifer ins Boot. „Ich arbeite gerne und oft mit Schrift“, erzählt der, und dass es besonders reizvoll gewesen sei, dies auch im öffentlichen Raum zu tun, „weil's für Gespräche sorgt“. Interessant sei zudem die Möglichkeit gewesen, „reliefartig mit der neuen Dämmung umzugehen“ und so Kunst und praktischen Nutzen kombinieren zu können.

Ein von Bonifer selbst geschriebenes Gedicht wurde die Basis für die Hingucker-Fassade. Fragmente aus „Die entsiegelte Zeit“ heben sich in riesigen Lettern von den bunten Mauern ab. Dem Betrachter erschließt sich – ähnlich wie beim Entziffern verwitterter Inschriften – nie der ganze Gedichttext; nur einzelne Worte wie „Abend“, „Hoffen“ oder „sanft“ sind lesbar. Sie sollen dazu inspirieren, die Verse mit eigenen Gedanken und Bildern zu vervollständigen. Und noch eine Besonderheit bergen die Buchstaben: Das sich verändernde Tageslicht gibt der Fassade im Spiel von Licht und Schatten ständig ein neues Gesicht.

Viertel mit Supermarkt und Café

Umgesetzt wurde die ungewöhnliche Idee im Zuge der Komplettsanierung der 61 Wohnungen oder 3.700 Quadratmeter Wohnfläche, in deren Folge das Viertel Mitte 2009 auch wieder einen Supermarkt bekam und gleich noch ein Café dazu.

Doch die Sache mit den Buchstaben sei schon eine Herausforderung gewesen, da sind sich Architekt Rau, Künstler Bonifer und Maler Daniel Kalenik einig. Buchstabe für Buchstabe, jeder ein Meter mal ein Meter groß, wurden die Schablonen in Quadratschrift an die Außenwände geklebt, dann erst kam die Farbe. „Das war schon gewagt für Mühlheim“, sagt Hagen Bonifer und schmunzelt.

Der Innungs-Jury jedenfalls hat's gefallen. Und Architekt Roland Rau erzählt nicht ohne Stolz: „Wenn man über Mühlheim einfliegt, sieht man selbst vom Flugzeug aus die drei farbigen Häuser.“

DaKa Kalenik Baudeco GmbH
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